Die Bindungen, auf die jeder Mensch angewiesen ist und die er auf seinem Weg zu Glück und Sinn eingeht, soll er aus eigener Entscheidung begründen und lösen können. Der Mensch ist auf Bildung und Erziehung angewiesen, um sich erfolgreich auf die Suche nach Glück und Sinn zu begeben. Denn Bildung setzt ein Mindestmaß an Erziehung voraus und erst Bildung ermöglicht es dem Menschen, seine eigenen Neigungen und Fähigkeiten zu erkennen und sich als Persönlichkeit vollständig zu entfalten. Bildung vermittelt ihm die Fähigkeit, sich durch eigene Leistung materielle Unabhängigkeit zu erarbeiten. Deshalb nimmt in einer Welt mit immer mehr und immer besser ausgebildeten Erwerbstätigen die Bedeutung von Bildung für den persönlichen Lebensweg zu. Bildung versetzt den Menschen aber auch in die Lage, die eigene Umwelt kritisch zu hinterfragen und so die geistige Freiheit zu erlangen, um nicht bloßer Spielball anderer zu werden – sei es in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft.
Jeder Mensch muss die Chance haben, sein Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten. Die Politik muss die Unterschiede zwischen Menschen respektieren. Für gleichwertige Chancen braucht es die besten Bildungsangebote von Anfang an. Ob bei frühkindlicher Bildung, in der Schule oder in der Hochschule – wir fordern eine größtmögliche Vielfalt an Bildungseinrichtungen. Wenn unterschiedliche Konzepte im Wettbewerb zueinanderstehen, kann jeder Schüler, Student oder Azubi für sich das beste Angebot auswählen. Bildung darf zudem nicht mit dem Abschluss an Schule, Berufsschule oder Hochschule enden. Wir möchten durch die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen lebenslanges Lernen ermöglichen. Nach unseren Vorstellungen sollen Arbeitnehmer dabei durch die Verwendung von Weiterbildungsgutscheinen selbst über Art und Umfang ihrer Fortbildung entscheiden können. Wir setzen uns außerdem für eine Abkehr von der derzeitigen Form des Bildungsföderalismus ein und fordern, dass der Bildungsrahmen auf Bundesebene festgelegt wird. Geben die Länder – wie bisher – die notwendigen Rahmenlehrpläne vor, kann das zu erheblichen Umstellungsschwierigkeiten bis hin zum Wiederholen ganzer Schuljahre bei Umzügen zwischen zwei Bundesländern führen. Wenn wir außerdem Chancengleichheit für alle Schüler bundesweit fordern, dann dürfen sie nicht experimentierfreudigen Landespolitikern ausgeliefert sein. Schließlich ist es völlig ineffizient, 16 parallel arbeitende ausgedehnte Kultusbürokratien zuzüglich einer sich immer weiter vergrößernden Kultusministerkonfernzbehörde zu finanzieren. Dieses Geld ist in den autonomen Bildungseinrichtungen besser aufgehoben. Der belebende Wettbewerb soll nach unseren Vorstellungen nicht mehr zwischen den Bundesländern, sondern direkt unter den Schulen und unter den Hochschulen ausgetragen werden. Ausgaben für Bildung und Forschung müssen in öffentlichen Haushalten immer Priorität haben. Sparanstrengungen sollten sich nicht auf die Bildungseinrichtungen sondern, wenn überhaupt, auf die Behörden dahinter konzentrieren. Deutschland muss gemessen an den Bildungsausgaben im Verhältnis zum Staatshaushalt zu den TOP 5 Staaten weltweit zählen.
Wir fordern weiter:
Die zentrale Aufgabe aller Bildungseinrichtungen muss es sein, Wissen und Fertigkeiten im Bereich der digitalen Bildung zu vermitteln. Deshalb fordern wir digitale Strukturen für alle Einrichtungen und Organisationen entlang der gesamten Bildungskette. Das betrifft nicht allein eine massive Investition in die Ausstattung, sondern auch die Methodik und die persönliche Digitalkompetenz des Fachpersonals. Um die digitale Schule und Berufsschule zu verwirklichen, müssen wir Lernsoftware einsetzen, die die neuen interaktiven technischen Möglichkeiten voll nutzt und aktuelle Entwicklungen im Lern- und Lehrplan berücksichtigt. Lediglich die analogen Schulbuchinhalte 1:1 ins Digitale zu übernehmen, ist lange nicht mehr zeitgemäß.