-Gastbeitrag der JuLis Baden-Württemberg-
Bei der zweiten Runde des länderübergreifenden Seminars trafen wir uns diesmal in einem Seniorenstift in Ulm. Dort wollten wir als JuLis Baden-Württemberg und JuLis Bayern zusammen Fragen auf den Grund gehen, die man sich kaum stellt, wenn man jung ist: Wie lebt es sich eigentlich wenn man alt ist? Was beschäftigt einen dann? Wer kümmert sich um einen? Müssen Altenheime immer bedrückend sein? Und wie sieht das eigentlich aus, wenn es bei uns dann soweit ist?
Schon der erste Eindruck des ELISA-Seniorenstifts räumte das größte Vorurteile bei uns aus: Altenheime und Wohnstifte sind nicht immer bedrückend. Im Falle des ELISA-Seniorenstifts fühlt man sich sehr an ein Luxushotel erinnert, wo man mit dem Plätschern eines Brunnens von einer freundlichen Rezeptionistin begrüßt wird.
Sowohl die Leitung des Hauses als auch die Bewohner freuten sich bei einer Hausführung über uns junge Gäste. Im Hauptteil der Einrichtung – dem betreuten Wohnen – liegt der Altersdurchschnitt bei 89 Jahren. Dort leben geistig fitte und aktive Menschen in ihren eigenen barrierefreien Wohnungen mit bis zu vier Zimmern. Nur bei Bedarf bekommen sie Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst. Ansonsten leben sie in ihren schicken Appartements selbstständig und haben die Möglichkeit an einem breiten gesellschaftlichen Programm mit den anderen Stiftsbewohnern teilzunehmen.
Im Dachgeschoss des Hauses hingegen ist die stationäre Pflege untergebracht. Dorthin ziehen die Bewohner um, wenn Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson so weit fortgeschritten sind, dass sie nicht mehr selbstständig wohnen können. Hier werden sie dann rund um die Uhr betreut.
Anschließend stellten sich unsere beiden Gastgeber unseren Fragen, auf deren Basis wir dann nach dem Mittagessen programmatisch arbeiten wollten.
Schnell stellte sich heraus, dass es drei Problemfelder gibt: den demographischen Wandel, der das derzeitige System der Pflegeversicherung bald an seine Grenzen bringt. Den Fachkräftemangel, der eine intensive Betreuung schon heute schwierig macht. Und den Papierkram, der die Fachkräfte von heute oft zur Verzweiflung bringt.
Aber wo anfangen? Die heutige Berechnung der Gelder, die Einteilung in die verschiedenen Pflegestufen, die Beschaffung und Ausbildung der benötigten Fachkräfte und die Individualität jedes einzelnen Pflegefalls, all das muss bedacht werden. Und all das ist so komplex, dass die Zeit nicht dafür gereicht hat konkrete Forderungen aufzustellen.
In einem waren wir uns aber einig, das heutige System wird nicht mehr funktionieren, wenn wir darauf angewiesen sein werden. Hier ist Eigenverantwortung gefragt. Selber Vorsorgen lautet die Devise, wenn man einen angenehmen Lebensabend verbringen will.
An dieser Stelle vielen Dank für eure Teilnahme und die tolle Kooperation mit dem Programmatikerteam aus Bayern.
Wiebke Mueller (20)
studiert Jura in Freiburg und ist Mitglied des Landesvorstands der Julis Baden-Württemberg. Ihr erreicht Wiebke unter mueller@julis-bw.de.