In Bayern dahoam, Europa im Herzen

Präambel 

Für uns Junge Liberale Bayern ist die Geschichte der Europäischen Union eine Geschichte des Siegeszuges der liberalen Idee. Mittlerweile 27 Staaten, die Jahrhunderte in kriegerische Auseinandersetzungen involviert waren, bilden heute nicht nur einen der größten Binnenmärkte der Welt, sondern setzen sich als EU gemeinsam für die Sicherung von Freiheit und Frieden innerhalb des Kontinents und der ganzen Welt ein. Wir JuLis Bayern sind brennende Europäer, denn für uns ist klar: Ein starkes Bayern braucht eine starke Europäische Union. Und eine starke Europäische Union, die auch in Zukunft als Bastion der liberalen Idee in der Welt auftreten kann, braucht (junge) Menschen, die die europäische Idee weiterentwickeln und gegen neue Herausforderungen wie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine oder eine angespannte wirtschaftliche Lage rüsten. 

Bayern ist unsere Heimat, Europa unsere Zukunft. Und für die setzen wir uns ein. 

 

1. Bayern für Europa 

Unser Bundesland liegt im Herzen Europas. Doch wo die europäische Idee eigentlich 
tief in den Menschen verwurzelt sein sollte, ist oft Kritik spürbar durch eine 
Staatsregierung, die hausgemachte Probleme lieber auf Brüssel schiebt, anstatt sie 
selbst anzupacken. Umso wichtiger also, Bayerns Integration innerhalb Europas weiter 
voranzutreiben und da aktiv zu werden, wo der europäische Gedanke noch nicht wirklich 
spürbar ist. 

Keine freistaatlichen Alleingänge 

Wir JuLis Bayern sprechen uns deutlich gegen europapolitische Alleingänge der 
Staatsregierung aus, insbesondere wenn Bundeskompetenzen betroffen sind. Ein erneutes 
Vorgehen wie zum Beispiel in der Flüchtlingskrise 2015, als die Staatsregierung durch 
medienwirksame Treffen zwischen der CSU und dem ungarischen Regierungschef Viktor 
Orbán die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu untergraben versuchte, darf es 
nicht nochmal geben. 

Bayern als Garant für Subsidiarität 

Wir setzen uns dafür ein, dass der Landtag seine Rolle in EU-Gesetzgebungsverfahren 
ernst nimmt. Dazu gehört das Frühwarnsystem der Subsidiaritätsrüge. Das sog. 
Frühwarnsystem der Subsidiaritätsrüge erlaubt es dem Bayerischen Landtag, über die 
Staatsregierung und den Bundesrat Entwürfe von EU-Rechtsakten auf Einhaltung der EU-
Zuständigkeiten und des Subsidiaritätsprinzips zu überprüfen. 

Wir möchten die Rolle der Regionen im Frühwarnsystem stärken. Dazu soll zusätzlich zu den nationalen auch eine bestimmte Anzahl von regionalen Parlamenten eine Subsidiaritätsrüge erheben können. 

Starke Stimme im Ausschuss der Regionen 

Wir fordern, dass Bayern eine starke Stimme im Ausschuss der Regionen (AdR) ist. Nur so kann Bayern seine berechtigten Anliegen frühzeitig in EU-Gesetzgebungsvorhaben einbringen.
Die Hauptfunktion des AdR besteht darin, als Vertretung der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften zu allen für die Regionen und Kommunen relevanten EU-Vorhaben Stellungnahmen abzugeben. Der AdR gibt hierzu Berichte (sog. Stellungnahmen) zu den Vorschlägen der Europäischen Kommission ab. Wir fordern, dass der AdR ebenfalls ein Initiativrecht für Gesetzesentwürfe im EP erhält. 

Einsatz von europäischen Fördermitteln 

Wir fordern eine größere Transparenz in der Verteilung und Zahlung dieser 
Fördermittel vonseiten der Staatsregierung Bayern durch eine jährliche Evaluierung, 
die den Nutzen im Vergleich zur Ausgabe der Förderungen in Bayern aufzeigt. So wird 
eine sinnvolle Nutzung dieser hohen Beträge gewährleistet. Dieses Geld soll bei den 
dafür vorgesehenen Bürgerinnen und Bürgern, Institutionen und Unternehmen zum einen 
wirklich ankommen und zum anderen für Projekte ausgegeben werden, die eine 
Bereicherung für Bayerns Gesellschaft und Wirtschaft sind. 

Bayerische Auslandsrepräsentanzen – notwendig oder Verschwendung? 

Unsere bayerische Wirtschaft ist maßgeblich von internationalen Kooperationen und Märkten abhängig. Die Unterstützung der Staatsregierung für diese Zusammenarbeit ist Teil ihres Aufgabenbereichs. Der Freistaat unterhält zu diesem Zweck in 30 Ländern eigenständige Auslandsrepräsentanzen, in vielen Ländern sogar mehrere Standorte. 

Eine Ermittlung der hierfür aufgewendeten Kosten und des daraus resultierenden 
Nutzens für unser Bundesland ist allerdings aufgrund mangelnder Transparenz seitens der Staatsregierung nicht möglich. 

Wir JuLis Bayern fordern deshalb eine Überprüfung und Offenlegung der 
Kosten/Nutzen-Relation bayerischer Auslandsrepräsentanzen im Bezug auf jährliche Ausgaben und Anzahl der durch Ansiedlung aus dem jeweiligen Land entstandenen Arbeitsplätze, ähnlich wie dies für NRW vom dortigen Landesrechnungshof publiziert wurde. Dabei muss auch berücksichtigt werden, inwiefern die jeweilige bayerische Auslandsrepräsentanz existierende Vertretungen vor Ort wie die Außenhandelskammer (AHK) doppelt. Doppelstrukturen sollten vermieden und Synergien besser genutzt werden. Nach Auswertung der Ergebnisse soll von der Staatsregierung evaluiert werden, welche Auslandsrepräsentanzen überhaupt rentabel sind bzw. wo eine Rentabilität in der Zukunft erwartet werden kann, Konzepte zur Ausgabenersparnis in diesem Bereich entwickeln und nicht notwendige Auslandsrepräsentanzen geschlossen werden. 

Gute Nachbarschaft mit unseren europäischen Nachbarländern 

Uns teilt mit unseren direkten Nachbarsstaaten eine enge kulturelle und 
geschichtliche Verbindung. Somit ist es essentiell, insbesondere die Beziehung mit diesen Staaten für die Zukunft noch weiter zu verstärken. Daher fordern wir: 

  • Verbesserung der grenzüberschreitenden Infrastruktur: Eine bessere 
    grenzüberschreitende Infrastruktur stärkt die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarsstaaten. Neben dem Ausbau des Verkehrsnetzes in unseren Grenzgebieten, fordern wir hier auch die Initiative des Freistaats für ein einheitliches Ticket im öffentlichen Verkehr über die Grenzregionen hinaus. Bei erfolgreicher Umsetzung dieser Forderung, soll dieses Konzept auch für die gesamte EU initiiert werden. 
  • Ebenso starker Ausbau der Beziehung zur Schweiz: Auch wenn die Schweiz kein Mitgliedstaat der EU ist, ist sie kulturell und historisch eng mit Bayern und der Bundesrepublik Deutschland verbunden, sowie ein großer wirtschaftlicher Partner. Daher muss auch diese Beziehung weiter gestärkt werden und die Schweiz als Nachbarstaat ebenso in den oben genanntem Initiativen eingebunden werden. 
  • Wir fordern, dass die Alpenkonvention zu einer schlagkräftigen Organisation für eine übergreifende Alpenpolitik wird. Das Gremium ist schon jetzt ein Organ des Völkerrechts, das für seine Mitgliedsstaaten – im Gegensatz zu Gremien wie „Arge Alps“ – rechtlich bindende Deklarationen verabschiedet. 
  • Die Zielsetzung der Alpenkonvention muss jedoch ambitionierter werden. Es ist eine Farce, dass es keine gemeinsamen Bestrebungen im Bereich Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Wasserwirtschaft und auch Streitbeilegung zwischen den Mitgliedsstaaten gibt. Hier fordern wir die Alpenkonvention auf, schnell aktiv zu werden, entsprechende Deklarationen zu verabschieden und auf Umsetzung durch 
    die Mitgliedsstaaten zu pochen. 
  • Im Bereich Klimaschutz fordern wir ein ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Konzept, das die Topografie (z.B. beim Bau von Stauseen, Talsperren und Windrädern) zur Energiegewinnung berücksichtigt. Weiterhin sollen die Höhenunterschiede vermehrt für Stromspeichertechnologien zur Sektorenkopplung („Power-to-X“) genutzt werden. Der Einfluss eines gesunden, alpinen Bannwalds auf ein jeweiliges Mikroklima und Lawinen- und Murenschutz muss ebenfalls 
    berücksichtigt werden. Wichtig ist hier insbesondere eine verbesserte 
    Zusammenarbeit in den vielen Grenzregionen im Alpenraum unter Berücksichtigung zukünftiger Stromtransfers. 
Forschungszusammenarbeit & Hochschulen – gemeinsam stark 

Die Bildung und Forschung an Hochschulen ist eine wichtige Säule für das 
Innovationspotenzial und die Zukunftsfestigkeit des Freistaats. Wir Jungen Liberalen Bayern wollen deshalb auch in diesem Bereich Kooperationen zwischen bayerischen und anderen europäischen Hochschulen verstärken und erleichtern. Neben dem bestehenden Erasmusprogramm der Bundesebene – welches wir ausbauen wollen – setzen wir uns deshalb auch für gemeinsame Projekte des Freistaats mit anderen Hochschulen auf der Landesebene einein; insbesondere dort, wo es keine anderweitigen Kooperationsprogramme (mehr) gibt, wie z.B. mit Großbritannien. Als ein Vorbild sehen wir das in Regensburg angesiedelte „BAYHOST“ (Bayerisches Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa), das den intraeuropäischen, wissenschaftlichen Austausch erleichtert und Kontakte vermittelt. 
Gemeinsame Projekte mit Russland, das Teil dieses Projektes war, sind 
selbstverständlich vollständig zu unterbinden. Die Aufnahme oder Auslandsemester russischer Studierender an bayerischen Hochschulen sehen wir jedoch positiv, denn nur auf diesem Weg können die Vorteile unseres freiheitlichen Staatssystems auch von diesen tatsächlich erlebt und in ihrem Heimatland weitergetragen werden.
Wir setzen uns für eine Weiterentwicklung von BAYHOST mit der Anstrebung von weiteren Sitzen an anderen bayerischen Universitäten, insbesondere an bestehenden und perspektivischen Hochschulstandorten in den ländlichen Räumen ein, um Kooperationen zu erleichtern. Weiterhin möchten wir uns besonders in der Grenzregion Bayerns an Tschechien für einen erleichterten kulturellen und wirtschaftlichen Austausch einsetzen. Deshalb soll insbesondere an solchen Hochschulen, die sich in angrenzenden Regierungsbezirken befinden, ein verstärktes Angebot zum Erlernen von Tschechisch, beispielsweise über die VHS, gemacht werden. 

Bayern als Nummer-1-Standort für Start-ups 

Bayern ist eine der wirtschaftlich stärksten Regionen Europas. Insbesondere durch bürokratische Hürden wird allerdings das hohe Potenzial des Wirtschaftsstandorts Bayern gerade für Jungunternehmer auch im europäischen Kontext noch lange nicht genutzt. 

Mit dem Anspruch unseren Freistaat zum attraktivsten Standort für 
Unternehmensgründungen für alle Europäer zu machen, fordern wir daher: 

  • Gründungskultur fördern: Bayern sollte seine Gründungskultur weiter fördern, um mehr Gründer anzuziehen. Dies kann durch den stärkeren Aufbau von Gründerzentren, Inkubatoren, Accelerator-Programmen und die Bereitstellung von Finanzierungsmöglichkeiten, primär aus den dafür vorgesehenen Fördertöpfen der EU, für Startups geschehen. 
  • Gründung leicht gemacht: eine digitale und bürokratiefreie Gründung für alle europäischen Gründer, die sich in Bayern niederlassen. 
  • Stärkere Zusammenarbeit mit europäischen Startups: Bayern sollte seine 
    Zusammenarbeit mit anderen europäischen Startups und Gründerzentren verstärken, um den Austausch von Wissen und Erfahrungen zu fördern und den Aufbau von Netzwerken zu erleichtern. 
  • Unterstützung bei internationaler Expansion: Der Freistaat soll Startups dabei unterstützen, sich international zu expandieren, indem er sie mit relevanten Netzwerken, Ressourcen und Partnern verbindet, um ihre internationalen Geschäfte zu unterstützen. 
  • Um europäischen Startups in Bayern den Zugang zu öffentlichen Aufträgen zu erleichtern, fordern wir, dass der Freistaat öffentliche Ausschreibungen ab einer Auftragshöhe von 1 Mio. € (mindestens) zweisprachig in Deutsch und Englisch verfasst und Bewerbungen auf diese Ausschreibungen in denselben Sprachen akzeptiert. 

 

Zusammenarbeit im (Bundes-) Land des Tourismus 

Förderung des Tourismus: Bayern, Tschechien, Österreich und die Schweiz haben eine 
einzigartige Landschaft und Kultur, die viele Touristen anzieht. Eine gemeinsame 
Tourismusförderung kann dazu beitragen, die Region als Ganzes zu stärken und das 
Bewusstsein für die kulturellen und landschaftlichen Besonderheiten der drei Länder 
zu fördern. 

Daher fordern wir die Einrichtung eines gemeinsames Tourismuszentrums, in dem eine 
gemeinsame Tourismusstrategie erarbeitet wird, von der alle Akteure profitieren. 

Insbesondere eine gemeinsame digitale Plattform, in der Reisende alle touristischen 
Angebote des Gebiets sehen und unkompliziert buchen können, soll hier für eine 
Reiseattraktivität sorgen, von der auch vor allem lokale mittelständische 
touristische Anbieter und Communities profitieren. 

Katastrophenschutz europäisch denken 

Katastrophen machen an Ländergrenzen nicht Halt. Glücklicherweise können aber auch Hilfskräfte in Katastrophenfällen oder Großschadenslagen in andere Länder zur Hilfe eilen – das führen uns erst die jüngsten Erdbeben in der Türkei vor Augen. Trotzdem gibt es bei der gesamteuropäischen Integration des Katastrophenschutzes noch Verbesserungsbedarf: 

  • Wir fordern ein Konzept der grenzüberschreitenden Alarmierung durch die 
    integrierten Leitstellen in den bayerischen Grenzgebieten mit unseren 
    Nachbarländern. Nicht nur bei Großschadensereignissen soll Hilfe geleistet werden können – das Ausrücken des geografisch nächstgelegenen Hilfsmittels muss zur Selbstverständlichkeit werden. 
  • Dazu soll die Zusammenarbeit von Rettungsdiensten und der Luftrettung mit ausländischen Krankenhäusern (und umgekehrt) vereinfacht werden. Dazu stellen wir uns ein EU-weites Abrechnungssystem vor, was immer dann einspringt, wenn Notfallpatienten in ein ausländisches Krankenhaus eingeliefert werden müssen. 
  • Unsere Vision ist ein Notfall- und Katastrophenmanagement, das auf 
    Einheitlichkeit in der gesamten europäischen Union setzt. Damit Hilfskräfte im Katastrophenfall adäquate Hilfe leisten können, ist gleiche Ausstattung und Ausrüstung unabdingbar. Deshalb fordern wir, dass alle Bestandteile der kritischen Infrastruktur im Bereich des Katastrophenschutzes (z.B. Feuerwehr, technische Hilfswerke) langfristig identisch ausgerüstet werden. Das wird über einen europäischen Rechtsakt umgesetzt.
  • Zu einem grenzübergreifenden Katastrophenschutz gehören auch gemeinsame Investitionen in damit verbundene Infrastruktur in verschiedenen Ländern. Im Rahmen dessen soll so zum Beispiel für einen verbesserten Hochwasserschutz durch Dämme oder Pegelmesser gesorgt werden, der auf einheitlichen Standards beruht. 
  • Das Katastrophenschutz-Konzept der EU im Rahmen des ERCC soll für mehr 
    europäische Staaten wie die Ukraine oder Moldau geöffnet werden, die (noch) nicht Mitglied in der EU sind. 

 

2. Europa für Bayern 

Die europäische Union ist für Bayern da. Große Fragen, die wichtig für unsere Heimat sind – von Asylpolitik bis zu Zuschüssen im Agrarwesen – können nur gemeinsam gelingen. Die EU muss sich aber auch selbstkritisch zeigen und effizientere Strukturen schaffen, damit sie auch in Zukunft schlagkräftig bleibt. 

Migration – Schlüssel zur Zukunft unserer Gesellschaft 

Ohne stetige Zuwanderung gibt es in Deutschland keine Zukunft. Im fortschreitenden demografischen Wandel sind die gesellschaftlichen Aufgaben der Zukunft – auch in Bayern – ohne Fachkräfte aus dem Ausland schlicht nicht stemmbar. Gleichzeitig steht Europa vor moralischen Pflicht – als auch Herausforderung – der Aufnahme von Asylsuchenden, die ebenfalls nur gemeinschaftlich integriert gelingen kann. Wir fordern: 

  • mehr Arbeitsmigration nach Bayern. Anstatt symbolischer Besuche der 
    Staatsminister in den Balkanländern brauchen wir echte Vereinfachungen und Entlastungen für Fachkräfte, die in unser Bundesland ziehen. Ziel muss sein, Bayern für ausländische Zuwanderer auch im Vergleich mit anderen Bundesländern und EU-Staaten attraktiv(er) zu machen, um unsere Wettbewerbsposition zu stärken. 
  • Eine Risikoreduktion durch Nichtkenntnis der deutschen Arbeitsrechte. 
    Existierende Informationsangebote durch Bundes- und Staatsregierung schlagen dann fehl, wenn sie durch ausländische Arbeitnehmer nicht wahrgenommen werden. Deshalb wollen wir prüfen, inwieweit direkte Arbeitgeber zur Information ihrer ausländischen Angestellten über ihre europarechtlichen Arbeitnehmerrechte verpflichtet werden können. 
  • Das bayerische Anerkennungsgesetz von 2012 braucht ein Update und soll an aktuelle Niveaus angepasst werden. Im Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollen weiterhin neben Berufsschulabschlüssen auch ausländische Schulabschlüsse bei vergleichbar guten Abschlüssen befristet anerkannt werden. Dabei ist das Aufenthaltsrecht laufend an den Ausbildungs- bzw. Hochschulplatz gekoppelt. Außerdem soll der Obergrenze des maximalen Auslandesaufenthalts nach auf 1 Jahr erhöht werden, damit der Aufenthaltstitel nicht bereits nach 6 Monaten verloren geht. 
  • Wir bekräftigen unsere Forderung nach einer gezielten Fachkräfteeinwanderung nach kanadischem Modell. 
  • Neben der Fachkräftezuwanderung ist die Asylpolitik eine zentrale 
    Herausforderung eines geeinten Europas. Die Flüchtlingspolitik der EU muss dringend einheitlicher und integrierter werden. Dabei gilt für uns der ethische Grundsatz, dass allen schutzbedürftigen Menschen in Not geholfen werden muss. Die Nichtaufnahme von Flüchtlingen i.S. der Genfer Flüchtlingskonvention und, schlimmer noch, langfristige Stationierung in Camps wie “Moria” an den EU-Außengrenzen, darf nicht an Blockaden durch EU-Länder scheitern. Deshalb ist uns JuLis grundsätzlich wichtig, Asylsuchende gleichmäßig entsprechend der 
    Einwohnerzahl auf alle EU-Länder zu verteilen. EU-Länder mit Aufnahmekapazitäten über ihren Einwohneranteil hinaus sollen diese auch verwirklichen können. 
  • Auch Bayern muss am Konzept einer gemeinschaftlichen, funktionierenden 
    europäischen Asylpolitik mitwirken. Dazu müssen dringend quantitativ deutlich mehr Sprachkurse und Integrationskurse angeboten werden und auch flächendeckend realisiert werden. Hier sehen wir insbesondere in Ostbayern (Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern) noch Nachholbedarf. 
  • Das Verbot der Erteilung einer Beschäftigungserlaubnis für Asylsuchende wollen wir ganz abschaffen. 
  • Menschen, die dennoch ohne Bleibeperspektive bei uns sind, werden rückgeführt.Dazu fordern wir die Bundesregierung auf, ihre Rückführungspraxis (insbesondere bei straffällig gewordenen Asylbewerbern) konsequent umzusetzen. 
 „Europaministerium“ aufwerten 

„Bayern ist unsere Heimat, Deutschland unser Vaterland, Europa unsere Zukunft“ 

Dieses Zitat stammt zwar vom CSU-Politiker Franz Josef Strauß, seine eigene Partei aber hat in der Vergangenheit das bayerische Europaministerium immer wieder nach Belieben mit anderen Fachbereichen ohne europapolitische Verbindung zusammengelegt und als Abstellgleis für unliebsam gewordene Amtsträger verwendet. 

Für uns JuLis Bayern hingegen ist klar, dass das Amt für die bayerische Bevölkerung sichtbarer gemacht werden muss und seiner Wichtigkeit wegen auch kein Nebenressort sein darf. Wir fordern zukünftige Staatsregierungen deshalb dazu auf, das Europaministerium nicht mit weiteren Ressorts zusammenzulagern und durch einen verbesserten Informationsfluss für ein verstärktes Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung für die Relevanz der Europapolitik für Bayern zu sorgen. 

Europäische Wahlrechtsreform 

Die Stärkung demokratischer Prozesse innerhalb der EU ist ein Schlüssel zu ihrem 
Erfolg. Deshalb unterstützen wir die aktuellen Anstrengungen einer Wahlrechtsreform. 

Wir fordern hierbei die EU-weite Vereinheitlichung des Wahlrechts mit europäischen Wahllisten, sowie eine Demokratisierung der Wahl des Kommissionspräsidenten mit EU-weiten Spitzenkandidaten. Auch die Absenkung des aktiven Wahlrechts auf 16 Jahre befürworten wir. Zudem fordern wir die verpflichtende Möglichkeit der Briefwahl in allen Mitgliedsländern. Weiterhin liegt uns die Anstrebung einer verbesserten Präsenz von Frauen unter den Abgeordneten und in Ämtern am Herzen, eine Quote wie sie aktuell diskutiert wird lehnen wir hierbei jedoch entschieden ab. 

Die Einführung einer Sperrklausel, also einer Prozenthürde, von 3,5% für Länder mit mehr als 60 Sitzen im Parlament lehnen wir ab, um die Repräsentativität der politischen Willensbildung der Bürger nicht einzutrüben. 

Gemeinsam gedachte Agrarpolitik 

Die Versorgungsengpässe durch den Invasionskrieg Russlands gegen die Ukraine hat gezeigt, wie sehr einzelne europäische Staaten auch in dem Angebot essentieller Nahrungsmittel auf eine funktionierende multinationale Lieferkette angewiesen sind. 

Durch unterschiedlichem Anbauschwerpunkt in Regionen innerhalb vieler Staaten, soll somit eine gemeinsame europäische Agrarpolitik nicht nur auf der Staatenebene koordiniert werden, sondern insbesondere auch agrarstarke Regionen wie Bayern aktiv mit einbeziehen werden. 

Daher fordern wir einen regelmäßigen Austausch agrarstarker Regionen Europas mit dem Ziel eines Notfall-Versorgungsplans auf europäischer Ebene, in dem man eine ständige Übersicht der landwirtschaftlichen Erzeugnisse jeder dieser Regionen aufzeigt. Dieser dient für Ereignisse wie Kriegsfälle, in denen die europäische Ernährungssicherheit gefährdet ist. 

 

3. Die EU 2050 – unsere Zukunftsvision

Europa ist unsere reale Zukunft, sonst haben wir keine. Diese müssen wir als solche anerkennen. Daraus folgt die Notwendigkeit, den europäischen Integrationsprozess nicht anzuhalten und sich auf Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen, sondern ihn stetig voranzutreiben. Die EU steht vor Krisen und vielfältigen Herausforderungen, denen wir nur geeint(er) entgegentreten können: 

  • Konstantes EU-Bashing durch Regierungen von Ländern wie Ungarn oder Polen ist inakzeptabel. Hier müssen die Verantwortlichen der EU selbst intervenieren und Aufklärungsarbeit in betroffenen Ländern oder Regionen vor Ort betreiben. Noch problematischer hingegen ist die Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien, wie etwa die Einschränkung der Pressefreiheit. Vertragsverletzungsverfahren müssen konsequent und in aller Härte durchgesetzt werden, um gegen die europäische Rechtsstaatlichkeitskrise vorzugehen. Die Sanktionsmöglichkeiten sollen erweitert werden bis hin zur kompletten Kürzung von EU-Fördermitteln und zum Verlust vom Stimmrecht im Ministerrat. 
  • Unser zukünftiges Europa ist ein geeinter europäischer Bundesstaat, in dem das Europaparlament mit noch mehr Kompetenzen und einem Initiativrecht ausgestattet ist und allein die Komission wählt.  Alternativ wäre auch die Direktwahl des Kommissionspräsidenten denkbar. Die Kompetenzen der Europäischen Union sollen künftig in Einspruchsgesetze, in denen das Parlament ein Veto des Rates überstimmen kann, und Zustimmungsgesetze, in denen der Rat sein Vetorecht behält, unterteilt werden. Letzterer sollte aber nicht mehr einstimmig, sondern in allen Fällen mit doppelter einfacher Mehrheit (50 % der Mitglieder, die 50 % der Bürger repräsentieren) entscheiden. Zudem müssen der Rat und seine vorbereitenden Gremien transparenter werden. Der Europäische Gerichtshof soll zum transnational höchsten und wichtigsten Verfassungsorgan ausgebaut werden. Die Ultra-Vires-Kontrolle des BVerfG hat in einem solchen transnationalem Rahmen keinen Raum mehr. 
  • Ein Bundesstaat ist aber kein Zentralstaat. Das Subsidiaritätsprinzip wollen wir beibehalten, denn wir JuLis sind überzeugt davon, dass Probleme am besten so nah am Bürger gemanaged werden, wie möglich. In den Vereinten Staaten von Europa behalten die Parlamente von der kommunalen bis zur nationalen also ihre Kompetenzen da bei, wo es sinnvoll ist. Beispielsweise in Fragen der Energiepolitik, Außen- und Verteidigungspolitik ist jedoch eine Zentralisierung notwendig und unausweichlich. Hier braucht es ein Ende des Kompetenzwirrwars und der Kleinstaaterei. 
  • Die EU im Jahr 2050 fährt eine gemeinsame Verteidigungspolitik durch einer 
    europäischen Armee, die direkt dem EU-Parlament untersteht. Im Verteidigungsfall soll jedoch die Oberbefehlsgewalt auf den Kommissionspräsidenten bzw. die Kommissionspräsidentin übergehen um eine mobile und effektive Reaktion auf aktuelle Entwicklungen zu ermöglichen. Zukünftig ist die EU wichtiger Teil der NATO, ist aber auch selbstständig ohne amerikanische Hilfe verteidigungsfähig.  Die Notwendigkeit einer resilienten, autonomen Armee zeigen uns nicht zuletzt die innenpolitischen Krisen der USA oder Putins Angriffskrieg auf die Ukraine.
  • 2050 ist eine vollständig gemeinsam geführte Energiepolitikkein Traum mehr, sondern Realität. Dazu müssen transeuropäische Hochspannungs-Stromtrassen zügig ausgebaut werden und dürfen nicht an regionalem oder kommunalem Widerstand scheitern, wodurch langfristig die Zeitzonenunterschiede von West nach Ost ausgenutzt werden können. Wir JuLis verfolgen die Vision einer klimaneutralen Energieunion, die zwar Strom aus angrenzenden Kontinenten importiert (z.B. 
    Solarenergie aus der Sahara), im Notfall aber über Reserven für eine autonome Energiegewinnung verfügt. Dazu müssen gesamteuropäische Interessen auch beim Bau von neuen Kraftwerken im Vordergrund stehen und Vorrang vor nationalen Interessen haben. Den Klimawandel bekämpfen wir gesamteuropäisch über einen verpflichtenden CO2-Zertifikatenhandel mit jährlich sinkenden Deckelungen. 
  • Europa ist ein Projekt, an dem stetig gebaut wird. Für uns Junge Liberale steht die EU vielen weiteren Ländern offen, sofern diese die Kopenhagener Kriterien – insbesondere Rechtsstaatlichkeit – erfüllen. Damit diese leichter erreicht werden können, soll die europäische Kommission Beitrittskandidaten bei der Erreichung der Beitrittskriterien gezielt unterstützen. In unserer Zukunftsvision einer EU in 27 Jahren sind vor allem die Ukraine, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Kosovo und, sofern erwünscht, Norwegen, Island, die Schweiz und Großbritannien Teil der Europäischen Union. Aktuell sehen wir für die Türkei keine Beitrittsperspektive, allerdings muss der Dialog aufrecht erhalten werden und bei positiven Veränderungen der politischen Lage der Türkei auch eine Wiederaufnahme der  Beitrittsverhandlungen in Erwägung gezogen werden.
  • Wir wollen ein „Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten“ fördern, in denen die europäische Integration von Gruppen einzelner Staaten schneller vorangetrieben werden kann, wenn eine schnellere Zusammenarbeit erwünscht ist.  Dabei muss aber immer gelten, dass die Geschwindigkeiten abweichen können, aber die Richtung (eine ever closer union) erhalten bleibt.

Gültigkeit: 5 Jahre

Antragssteller: Landesvorstand 

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