I. Mobilität und (digitale) Infrastruktur
Konkret fordern wir:
a. Zum Individualverkehr und Straßennetz:
- Eine vernünftige und nachhaltige Investitionsstrategie für das bayerische Straßennetz. Die bereits in der Vergangenheit vorgekommene Verschleppung von Instandhaltungsmaßnahmen führt zu kostenintensiveren Reparaturen und verhindert eine nachhaltige Bewirtschaftung. Deshalb müssen unabhängig von der Baulastträgerschaft alle Straßen im Freistaat dauerhaft in Stand gehalten und bei Bedarf ausgebaut werden.
- Die Planungshoheit in der kommunalen Selbstverwaltung zu reformieren, sodass Planungsrechte bei Großvorhaben auch auf Planungsregionen übergehen können, da Planungsvorhaben aus einem Guß gerade in Metropolregionen unverzichtbar sind. So beugen wir der Blockade langfristig notwendiger Infrastrukturprojekte vor.
- Einen zügigen und flächendeckenden Einsatz intelligenter und adaptiver Verkehrsflusssysteme. Auf Autobahnen, Bundesstraßen und auf staubelasteten innerstädtischen und stadtnahen Straßen sollen dazu zentral steuerbare Verkehrsleitsysteme (VLS) mit Kameras und LED-Anzeigen für adaptive Geschwindigkeitsbegrenzungen, Warnungen, Verkehrsverbote und Spuröffnungen/-schließungen zügig ausgebaut werden, um kurzfristig Staubildung sowie Emissions- und Schadstoffausstoß zu minimieren. Grundsätzliche Tempolimits – auch aus Lärmschutzgründen – lehnen wir ab, vielmehr sollen sich Tempobeschränkungen flexibel am tatsächlichen Verkehr sowie an Unfallschwerpunkten orientieren.
-
Konzepte, welche die Baustellendauer reduzieren (3- Schicht-Betrieb,Wanderbaustellen). So reduzieren wir die Stau- und Unfallgefahr.
- Den Ausbau von kostenfreien und kostenreduzierten P+R-Anlagen im Randbereich der bayerischen Großstädte sowie den Einsatz von Parkleitsystemen, damit der innerstädtische Verkehr entlastet wird, Emissionen reduziert werden und der ländliche Raum besser an die urbanen Zentren angebunden wird.
-
Die Einführung von zusätzlichen Countdown-Anzeigen in denbayerischen Großstädten zu Hauptverkehrszeiten bei Ampeln mit einer Rotphase abeiner Dauer von 30 Sekunden.
-
Die Förderung des flächendeckenden Ausbaus von Schnellladesäulen sowieinteroperable Bezahlstrukturen, um die Konkurrenzfähigkeit von E-Fahrzeugeninsbesondere im Langstreckenbereich zu sichern. Bis Ende 2025 sollen in Bayern 2500 neue Schnellladesäulen sowie 5000 Normalladepunkte in einem schnellen und unbürokratischen Prozess entstehen. Sollte die Zielerreichung ohne staatliches Handeln nicht absehbar sein, soll der Ausbau an Staatsstraßen, wichtigen Verkehrsknoten sowie in Dorf- und Stadtzentren an die Stadtwerke und Kommunen übertragen werden, die Kosten dafür trägt im Sinne des Konnexitätsprinzips der Freistaat.
-
Faire Marktbedingungen für neue, mit dem konventionellen Taxi konkurrierende,Personenbeförderungsdienste und den Car- und Ridesharingmarkt. StaatlicheMarkthindernisse in diesem Bereich lehnen wir strikt ab. Insbesondere imländlichen Raum können diese Angebote eine echte Alternative zum Privat-PKWdarstellen. Hierzu möchten wir insbesondere die Servicegebieterweiterung derAnbieter in Randbezirke und ländliche Gebiete unterstützen, sowie Ortskenntnisnachweise, Farbvorschriften, planwirtschaftliche Preisvorgaben für Taxen, sowie die Strecken- und Fahrzeithürden für Fernbusse abschaffen.
-
Eine verstärkte Förderung von Pilotprojekten und Forschungsvorhaben im Bereichinnovativer städtischer Mobilitätskonzepte. Dabei haben wir insbesondere dieEntwicklung von Leitsystemen für den urbanen Flugverkehr für beispielsweiseFlugtaxen im Blick. Schon jetzt sollen entsprechende Landeplätze an Mobilitätsknotenpunkten vorausschauend mitgedacht und bei Bauvorhaben eingeplant werden.
b. Zum Nahverkehr:
- Sinnvolle sowie umsetzbare Taktverdichtungen und Kapazitätserweiterungen, da
der ÖPNV einen essentiellen Pfeiler der individuellen Mobilität darstellt.Insbesondere in strukturschwachen Regionen und Gemeinden gestaltet sich jedochein wirtschaftlich-sinnvolles Betreiben eines ÖPNV als schwierig, weil bspw.einenges Busnetz nicht finanzierbar ist. Basierend auf Bedarfsanalysen sollen vorOrt daher flexibel-adaptierte Buslinienkonzepte erarbeitet werden, welcheaufeinander abgestimmt werden sollen. Der Freistaat soll zusätzlich daraufhinwirken, dass die gemeinde- und landkreisübergreifende Zusammenarbeit gezieltgestärkt wird, um kreative Konzepte der Personenbeförderung – bspw. mittelsRufbussen, gemeindeinternen Fahrgemeinschaften, autonomen Fahrsystemen sowiefinanzierbaren Taxi- oder alternativen Online- Fahrdienstvermittler-Systemen,umzusetzen. Das Konzept des Bürgerbusvereins wollen wir finanziell und rechtlichfördern. Das Land soll Fördertöpfe an die Kommunen und Landkreise bereitstellen,damit diese ein dichteres ÖPNV-Netz, welches nach Möglichkeit mit alternativenAntrieben betrieben wird, aufstellen können. Insbesondere soll dabei daraufgeachtet werden, dass Bus- und Bahnlinien aufeinander abgestimmt sind.
-
Die flächendeckende barrierefreie Ausgestaltung der ÖPNV-Infrastruktur sowie dieBeschaffung behinderten- und altersgerechter Fahrzeuge. Individuelle Mobilitätmuss gerade auch die besonderen Bedürfnisse einzelner Personengruppen in denFokus nehmen.
-
Das ÖPNV-Tarifsystem grundlegend zu reformieren. Statt starrer Preisstrukturenmit Ringen und Zonen sollen Fahrpreise gestaffelt nach Entfernung (Luftliniezwischen Start und Ziel) berechnet werden, damit die Nutzung des ÖffentlichenNahverkehrs kostengünstig und unkompliziert möglich ist. Wir fordern zudem dieSchulwegkostenfreiheit für alle Schülerinnen und Schüler bis einschließlich der13. Jahrgangsstufe sowie ein bayernweites 365€-Ticket für Schüler, Studenten,Azubis und Freiwilligendienstleistende.
-
Fahrradstraßen und Radverkehrswege auszubauen, zu befestigen und an sinnvollenStellen für eine umweltverträgliche Beleuchtung zu sorgen, Lücken im Wegenetz zuschließen, für mehr – insbesondere überdachte – Parkmöglichkeiten an ÖPNV-Anschlüssen zu sorgen und die witterungsunabhängige Nutzung durch eine schnelleRäumung von Laub und Schnee sicherzustellen. Der Fahrradverkehr muss in Bayernzu einer echten Alternative werden. Dabei streben wir einen möglichstausgewogenen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Radfahrer und denen desmotorisierten Verkehrsflusses beim Bau neuer Radwege an. Um den PKW-starkenVerkehr innerhalb der Städte möglichst effizient und unter Berücksichtigungökologischer Aspekte zu entlasten, sollte der Freistaat Bayern Bike-Sharing-Systeme dadurch stärken, indem die Infrastruktur dafür geschaffen undunterstützt wird – etwa hinsichtlich der Menge der „Bike-Sharing – Stationen“.Hierzu möchten wir insbesondere die Servicegebieterweiterung der Anbieter inRandbezirke und ländliche Gebiete unterstützen. Selbiges gilt fürSharingangebote im Bereich der E-Scooter. Eine Einschränkung des Free FloatingAnsatzes oder gar ein Verbot von E-Scootern lehnen wir aber ab.
c. Zum Schienenverkehr:
- Die Einführung des europäischen Zugsicherungssystems ETCS, welches die
Schienenkapazität signifikant erhöht, sowie die Elektrifizierung der Streckenmüssen in Bayern beschleunigt werden. Wo nicht sinnvoll oder möglich setzen wirauf den Einsatz von alternativ angetriebenen Zügen. Einspurige Trassen müssenzweigleisig ausgebaut werden und Ausweichrouten sind auf wichtigen Streckenstets sicherzustellen. Dabei soll insbesondere die Reaktivierung von ehemaligen Bahnstrecken geprüft werden, wo Gleis- und Bahninfrastrukturanlagennoch vorhanden sind. Langfristiges Ziel muss die mehrheitliche Verlagerung desGüterverkehrs auf die Schiene sein- Zielmarke des Anteils der Schiene imGüterverkehrsmix bis 2030 sind 30 Prozent -, um einerseits Emissioneneinzusparen, als auch die Straßen zu entlasten und die Stau- und Unfallgefahr zureduzieren. Dazu ist beim Neubau eine Trennung von Güter- undPersonenverkehrsstrecken anzustreben. Leblose, ungenutzte Bahnhöfe, insbesonderein den ländlichen Räumen möchten wir wieder mit Leben füllen. So sollen dieRäumlichkeiten von Firmen und Vereinen genutzt werden können.
d. Zum Luftverkehr:
- Um den Luftverkehr der Zukunft bewältigen zu können, befürworten wir den Bau der dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen. Neben Express S-Bahnen zum Airport wollen wir eine Expressstrecke vom Autobahndreieck Feldmoching entlang der A92 bis kurz vor die Ausfahrt Freising Süd bauen.
e. Zur digitalen Infrastruktur:
- Den Digital-Turbo zu zünden. Wir wollen eine flächendeckende
Versorgung mit Glasfaser (FTTH) und 5G. Der eigenwirtschaftliche Ausbau hat füruns hierbei Vorrang, dazu soll sich der Freistaat für den Einsatz von Potenzialanalysen einsetzen. Bei öffentlicher Vollfinanzierung soll das Betreibermodell Vorzug erhalten. Die Beschleunigung des Netzausbaus möchten wir prioritär dort vorantreiben, wo die bisherige digitale Anbindung das regionale wirtschaftliche Vorankommen hemmt und blinde Flecken bestehen. Zur Beschleunigung zählen für uns auch schlanke Antrags- und Genehmigungsverfahren, die schnelle Normierung alternativer Verlegeverfahren und der Aufbau eines Gigabit-Grundbuchs. Dafür soll sich die Landesregierung auch auf Bundesebene einsetzen. Wir stehen hinter der Verpflichtung der TKMV, die eine Mindestversorgung der Haushalte sicherstellt. Bayern soll zum Anreiz von FTTH und Inhouseverkabelung ein eigenes Voucherprogramm auf die Beine stellen. Räume mit besonderem digitalem Handlungsbedarf wollen wir gezielt fördern und in ihrer digitalen Entwicklung engmaschig begleiten. Öffentliches WLAN und USB-Ladestationen – insbesondere im ÖPNV sowie an Nahverkehrs-Haltestellen – möchten wir – bspw. mit einer Ausweitung der finanziellen Mittel für das „BayernWLAN“ – zügig vorantreiben.
II. Energie und Nachhaltigkeit
Konkret fordern wir:
a. Den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzubringen:
- Eine sichere, kosteneffiziente und umweltfreundliche Energieversorgung ist essenziell für den Industriestandort Bayern. Hierfür muss der Ausbau einer funktionierenden Infrastruktur oberstes Ziel in den kommenden Jahren sein. Wir Junge Liberale Bayern fordern deswegen den großflächigen Ausbau der Übertragungs- und Verteilernetze in Bayern. Der Bau neuer Trassen sollte hierbei mittels HGÜ („Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung“) erfolgen. Hierzu ist auch die Aufhebung des eingeschränkten Anwendungsbereiches nach §2 (1) NABEG erforderlich.
- Eine vollständig klimaneutrale Stromversorgung in Bayern bis 2045. Wir möchten unser Potential beim Ausbau voll ausschöpfen und die gewonnene Energie auch unseren europäischen Partnern zur Verfügung stellen.
- Nach dem Abschalten der Kernkraftwerke sollen Übertragungsnetze den Strom von Norddeutschland in die bayrischen Verbraucherzentren transportieren. Um den Ausbau der Übertragungsnetze schneller voranzutreiben, fordern wir die Beschleunigung der Planungs-, Genehmigungs- und Bauverfahren der Trassen SuedOstLink und SuedLink.
- Ein angemessener Ausbau der Netze ist für die bayrische Versorgungssicherheit unbedingt notwendig. Dabei setzen wir uns allerdings für das Prinzip NOVA („Netzoptimierung vor Ausbau“) ein (bspw. mittels Freileitungsmonitoring, Kabelquerschnittsvergrößerung). Unter Berücksichtigung eines steigenden Bruttostromverbrauchs durch die Sektorenkopplung muss die installierte Leistung der einzelnen Technologien in Deutschland deutlich angehoben werden. Um dem gerecht zu werden, ist es unbedingt erforderlich, ausbauhemmende Regulierungen wie die 10H-Regel aufzuheben. Um den flächendeckenden Ausbau vor Ort voranzutreiben, soll das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) eine Potenzialanalyse für den Ausbau erneuerbarer Energien für jeden Landkreis bzw.jede kreisfreie Stadt in Bayern erstellen sowie dazugehörige Ausbauziele basierend auf dem benötigten Energiebedarf errechnen.
b. Den Strommarkt auf Erneuerbare Energien auszulegen:
- Um vor diesem Hintergrund eine schnellere Energiewende bei gesicherter Energieversorgung für Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen, fordern wir den Ausbau von Technologien zur Sektorenkopplung (Power to X) um in Spitzenangebotszeiten das Stromnetz zu entlasten und über den erneuerbaren Strom andere Sektoren wie Wärme/Kälte und Mobilität zu dekarbonisieren.
- Hierzu ist auch die verstärkte Förderung dezentraler Energieproduktionsanlagen und sogenannten „Microgrids“, auf kommunaler Ebene, sowie deren digitale Vernetzung zu einem sogenannten „virtuellen Kraftwerk“ anhand welches diese gesteuert werden können, notwendig.
- Für den Verbraucher wollen wir Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit stärken, indem wir dafür sorgen, dass möglichst viele Haushalte ihren Strom selbst produzieren und speichern können. Außerdem möchten wir sogenannte Sharing- Communities fördern. Dabei kann man seinen selbst produzierten und nicht verbrauchten Strom mit anderen Teilnehmern in der Community teilen. Diese selbstbetriebenen und. genutzten Netze möchten wir steuerlich begünstigen. Damit ermöglichen wir Menschen die Unabhängigkeit von Preisschwankungen und Stromausfällen auf dem Energiemarkt.
c. Zur Forschung:
- Die Forschung in den Bereichen Energieproduktion, Energiespeicherung und Energieverwendung ist von zentraler Bedeutung für die Zukunft bezahlbarer, sauberer und sicherer Energie. Bayerns Universitäten haben hierbei die Chance, die Führungsrolle in einer weltweiten Schlüsselindustrie von morgen zu übernehmen, wenn heute durch kluge Wettbewerbs- und Industriepolitik vorgesorgt wird. Der Staat ist aufgefordert, an Forschungseinrichtungen im Bereich der Grundlagenforschung finanzierend tätig zu werden. Darüber hinaus soll er in der Finanzierung benötigter Infrastruktur forschender Unternehmen aktiv werden. Wir fordern hierfür einen staatlichen Investitionsfonds „Energietechnik der Zukunft“.
- Wir fordern, dass Universitäten und Hochschulen mehr Studiengänge mit Schwerpunkt Energie- und Umwelttechnik anbieten, insbesondere MINT-Studiengänge müssen stärker gefördert werden. Um sie einer größeren und breiteren Studierendenschaft zugänglich zu machen, müssen ein hoher Praxisbezug und niedrige Hürden installiert werden.
- Wir Junge Liberale Bayern fordern eine Forschungsinitiative für Speichertechnologien und smarte Netze. Hierzu sollen in den kommenden Jahren Institute, die Stromspeichertechnologien erforschen und weiterentwickeln, besonders gefördert werden, da diese Technologien einen entscheidenden Schlüssel in der Energiewende darstellen.
- Die Jungen Liberalen Bayern möchten die Erforschung von klimaneutralen Energiequellen zur Grundlastsichererung weiter vorantreiben. Mit zunehmendem Anteil an erneuerbaren, schwankungsstarken Energiequellen müssen in Deutschland wirtschaftliche, alternative Grundlast-Energieerzeugungskonzepte erforscht und umgesetzt werden.
- Forschungsprojekte zur Kernfusion sind samt ihren möglichen positiven Folgen für Umwelt und Gesellschaft beispiellos. Diese müssen weiterhin vorangetrieben, ihre Finanzierung langfristig sichergestellt werden. Die Forschung an Technologien zum schnelleren Abbau besonders langlebiger Nuklide im radioaktiven Abfall, wie zum Beispiel die sogenannte Transmutation, ist zu fördern.Transmutation könnte sich gegen andere Technologien als die beste zur Reduktion von Zerfallszeiten von radioaktivem Abfall durchsetzen.
- Das politische Verbot der Wiederaufbereitung lehnen wir ab. Weiterhin sind Reaktorkonzepte mit alternativen Brennstoffen sowie die Bruttechnologie verstärkt in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit einzubeziehen. Nukleare Wiederaufbereitung darf jedoch lediglich zu friedlichen Zwecken, wie beispielsweise in der Forschung, eingesetzt werden.
d. Klimapartnerschaften
- Klimapolitik muss global gedacht werden. Aufforstungsprogramme sind gute Möglichkeiten CO2 aus der Atmosphäre zu binden und leisten so einen Beitrag für notwendige Negativemissionen. Dem Klima ist dabei egal, wo auf der Welt CO2 aus der Atmosphäre entnommen wird. Für einen effizienten Einsatz von (Geld-)Mitteln ist das jedoch sehr entscheidend. Daher soll der Freistaat Bayern seine bestehende Afrikapartnerschaften zu echten Klimapartnerschaften weiter entwickeln. Ausgangspunkt kann das Büro des Freistaats in Äthiopien sein, um dort die Aufforstungsprogramme zu intensivieren.
III. Umweltschutz
Bayerns Natur ist schützenswert. Für uns ist klar, dass unsere Naturgüter erhalten werden müssen. Wir streiten deshalb für einen liberalen Umweltschutz, der jeden mitnimmt und unser Ökosystem auch für nachfolgende Generationen erhält. Dennoch ist es uns wichtig, die Interessen aller zu berücksichtigen und Verbote nur dann zu verhängen, wenn keine alternative Lösung zielführend ist.
Konkret fordern wir:
- Handlungsschritte grundsätzlich immer an die regionalen bzw. lokalen Begebenheiten anzupassen und einen Interessensausgleich vor Ort herzustellen.
- Das Verursacherprinzip einzuhalten. Denn wer umweltschädlich handelt, sollte auch die Kosten dafür tragen.
- Natur- und Umweltschutz global zu denken. Denn ökologische Regionen enden nicht an den Grenzen unseres Freistaats. Deshalb kann ein bayerischer Umweltschutz nur in Kooperation mit den anderen Bundesländern und Nachbarstaaten sowie einer gesamteuropäischen Koordination gelingen. Deshalb soll sich der Freistaat innerhalb Europas für gemeinschaftliche Lösungen einsetzen.
a. Zur Biodiversität:
Der Erhalt der Biodiversität muss zu einem Leitbild der ökoliberalen Marktwirtschaft werden. Hierzu zählt nicht nur der klassische Natur- und Artenschutz, der für die biologische Vielfalt eine unverzichtbare Rolle spielt, sondern auch der strategische Erhalt von Lebensräumen. Wir Jungen Liberalen sehen hierbei innovative Ansätze als zentrale Schlüssel für den Biodiversitätsschutz.
Zum Erhalt der Vielfalt fordern wir:
- Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Landnutzung die unterschiedlichen Belange
des Boden-, Gewässer- und Naturschutzes sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Wirunterstützen daher ein gemeinsames Handeln von Boden- und Naturschutz mit Land-und Forstwirtschaft sowie Wasserwirtschaft. Bisherige Ansätze und laufendepolitische Prozesse, wie das Aktionsprogramm Insektenschutz, dieAckerbaustrategie, die Pestizidreduktionstrategie, die ZukunftskommissionLandwirtschaft, die Zukunftsstrategie ökologischer Landbau sowie dienaturschutzgerechte Ausgestaltung der künftigen gemeinsamen Agrarpolitik, müssenaufeinander abgestimmt werden.
- Die Grundsätze der ökologisch verträglichen landwirtschaftlichen Praxis so
anzupassen, dass sie einen ausreichenden Schutz der Umwelt – speziell derBodenbiodiversität – gewährleisten. Hierzu soll eine standortangepassteBodenbewirtschaftung unter Einbeziehung wirtschaftlicher Interessen geprüftwerden.
-
Bei der Bewirtschaftung von Agrarflächen Natur- und Umweltschutzbelange gezielter zu berücksichtigen. Wir setzen uns daher für die Schaffung dauerhafter Gehölzstrukturen in ausgeräumten Agrarlandschaften sowie eine Erhöhung des Waldanteils in waldarmen Regionen ein.
-
Ausgleichsflächen für neu anfallendes Bauland zu schaffen. Im Falle einer Aufforstung ist mit Mischwäldern statt mit reinen Fichtenwäldern aufzuforsten, da diese deutlich artenreicher und nachhaltiger sind.
-
Die weitere Erforschung der Vielfalt des Bodenlebens sowie die Erweiterung der bestehenden Monitoring-Programme, um bodenbiologische Erfassungen sowie die Funktionen der Bodenorganismen besser miteinander zu vernetzen und dahingehend auch schützen zu können.
-
Eine echte und effiziente Strategie für die bayerischen Moore kann nicht nur einen wichtigen Beitrag dazu leisten, wie unsere Moore natürlich CO2 speichern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu Biodiversität und gar zum Hochwasserschutz leisten. Daher setzen wir uns für den Erhalt bestehender und die Re-Naturierung alter entwässerter Moore ein. Damit dies möglichst effektiv geschieht, fordern wir eine bayernweite Initative zur Erfassung der aktuellen Moorbestände mit Ausarbeitung eines Moorentwicklungskonzepts. Gleichzeitig sind Moore in Biotopsverbundkonzepte aufzunehmen, wo noch nicht geschehen. Zusätzlich fordern wir eine entsprechende Anpassung der wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren.
b. Zur Kreislaufwirtschaft
- Die Ziele einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft flächendeckend durchzusetzen.
Recycling ist für uns ein Freiheitskreislauf – denn es macht uns unabhängigerund frei von Rohstoffimporten. Dabei müssen Anreize zur effektiven Mülltrennunggeschaffen bzw. verbessert werden. Nur was getrennt gesammelt wird, kann auchrecycelt werden. So soll eine Mülltrennung in Bio-, Plastik-, Papier- undRestmüll im ganzen Freistaat möglich sein.
-
Steuerliche Vorteile kommunal getragener Abfallentsorgungsunternehmen abzuschaffen.
- Eine Vereinheitlichung der Mülltrennung zwischen den Kommunen. Für kreisfreie Städte fordern wir die verpflichtende Einführung einer Werststofftonne für Kunststoffabfälle und Leichtmetalle. Vermieter müssen die Möglichkeit schaffen, die kommunal geltenden Regelungen zur Mülltrennung einzuhalten – wie z.B. genug Platz für notwendige Tonnen.
c. Zum Jagd- und Fischereirecht:
- das bayerische Jagd- und Fischereirecht zu reformieren. Zur Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts soll
d. Zum Gewässer- und Hochwasserschutz:
- Die Ökovielfalt unserer Gewässer vor weiteren Eingriffen und Regulierungen zu schützen. Auch wenn wir der Wasserkraft als klimaneutraler Stromproduktionsmethode aufgeschlossen gegenüberstehen, dürfen wir die negativen Auswirkungen auf das Ökosystem Fluss nicht vernachlässigen. Beim Neubau von
Wasserkraftwerken muss die Passierbarkeit für Fische (beispielsweise durchFischtreppen oder Umgehungsgerinne) gewährleistet werden – zudem soll jederNeubau auf negative ökologische Auswirkungen für den Lebensraum Fluss geprüftwerden. Bereits bestehende Querbauwerke hingegen sollen grundsätzlich zügig und bürokratiearm mit Wasserkraftwerken wie etwa Schachtkraftwerken nachgerüstetwerden können.
-
Querbauwerke an Fließgewässern nach Möglichkeit zurückzubauen und durchumweltverträgliche Lösungen wie Sohlgleiten zu ersetzen. Gewässer, die keineWasserstraßen sind, sollen renaturiert werden, sofern dies mit demHochwasserschutz verträglich ist.
-
Die in der Landwirtschaft eingesetzten Dünge- und Insektenschutzmittelintensiven Prüfungen in Bezug auf die Auswirkung auf die Wasserqualität zu unterziehen, weil die Wasserqualität der Gewässer verbesserungswürdig ist. Die Gewässerrandstreifen sollen erhalten bleiben. Mit dem Ziel größtmöglicher Transparenz und einer gerechten Behandlung der Betroffenen sollen zudemMesspraktiken, -umstände und -daten von Schadstoffbelastungsmessungen an Gewässern bei einer zentralen Stelle offengelegt werden.
-
Den bayerischen Wasserschutzplan einer intensiven Qualitätsprüfung zuunterziehen, um etwaige Mängel aufzudecken und auszubessern, was insbesonderefür Medikamenten- und Drogenbelastung im Wasser gilt. Dies soll im Austausch mit Nachbarländern und auf Grundlage der Alpenkonvention geschehen.
- Den Hochwasserschutz trotz Maßnahmen im Gewässerschutz nicht zu vernachlässigen. Wir befürworten die Ausweisung neuer Überschwemmungsgebiete (inkl. Eigenrisiko beim Bau) sowie die Etablierung von Poldergebieten zum Hochwasserschutz. Ferner soll die Zuständigkeit für Gewässer 2. Ordnung wieder an die Bezirke zurückgegeben werden.
- Nicht mehr genutzte, versiegelte Brachflächen wieder zu entsiegeln.
e. Zu Nationalpark, Naturparks, Schutzgebieten und Waldschutz:
- Den Wald nicht als Plattform für Windenergie zu nutzen, weil Energiegewinnung nicht zu Lasten von Wäldern und Wiesen gehen darf, nur um einen erwarteten Widerstand in der Nähe von Gemeinden zu umgehen.
- Einen dritten Nationalpark für Bayern nur im Einvernehmen mit der lokalen Bevölkerung auszuweisen. Unter dieser Bedingung befürworten wir Junge Liberale Bayern einen solchen.
- Die Schaffung neuer Naturparks im Einklang mit der ansässigen Bevölkerung zu ermöglichen.
- Mehr Wildschutzgebiete in den Mittelgebirgen und den bayerischen Alpen auszuweisen. Die Einhaltung soll kontrolliert werden. Dabei muss Bayern seinen Verpflichtungen zu den Zielen der Alpenkonvention nachkommen.
f. Zum Tierschutz:
- Wildtierhaltung bei allen Zirkusauftritten, die in Bayern stattfinden, zu verbieten. Bei Wanderzirkussen ist sämtliche Tierhaltung zu verbieten.
-
Schlachthöfen, bei denen ein erhöhtes Risiko für Tierwohlverletzungen besteht,im Einzelfall die Pflicht zur Videoüberwachung bei bestimmtentierwohlgefährdenden Arbeitsprozessen aufzuerlegen.Dies soll in der Regel für große Schlachthöfe ab einer bestimmten Größeangeordnet werden. Dies muss angeordnet werden, wenn der Verdacht auf begangeneoder drohende Tierwohlverletzungen sowie -gefährdungen im Raum steht.Die Schlachthöfe müssen die Videodaten für eine bestimmte Zeit speichern. Aufdie Daten soll bei Kontrollen durch Behörden und insbesondere bei und im Vorfeldvon Verwaltungs- und Gerichtsverfahren zugegriffen werden können. Die jeweiligenVerfahrensgrundsätze zur Einleitung und Betreibung von Verwaltungs- undGerichtsverfahren bleiben hiervon unberührt.
-
Die Einhaltung des Tierschutzgesetzes in Bayern durch regelmäßigeunangekündigte, stichprobenartige Kontrollen, z.B. in Schlachthöfen,durchzusetzen.
-
Pilotprojekte ins Leben zu rufen, die einen guten und lebenswürdigen Umgang mitTieren näherbringen und unterstützen. Dabei soll insbesondere die Einhaltungbasaler Schutz- und Umgangsstandards vermittelt werden. Als Grundlage kann u.a.das Tierschutzgesetz dienen.
-
Bayerns Hunderassenliste zu aktualisieren.
-
Nach Vorbild der bereits in NRW etablierten Methode in Bayern eineTierschutzdatenbank für die gewerbliche Tierhaltung, -züchtung und -schlachtungaufzubauen. Daten von Tierärzten und Lebensmittelämtern sollen an einerzentralen Stelle gesammelt und den zuständigen Behörden zur Verfügung gestelltwerden. Die gesammelten Daten sollen dabei auch den Tierhaltern zur Verfügunggestellt werden, um ihnen die Möglichkeit zu geben, auf angezeigte Missstände zureagieren bzw. Fehlinformationen richtigzustellen.
-
Transporte von Schlachttieren in EU-Drittländer wollen wir verbieten. Wir fordern zudem, dass eine strengere Definition von Zuchttieren im Rahmen der Transporte verfasst wird und die Genehmigung des Transportes durch die Veterinärämter erteilt wird.
IV. Lebensqualität auf dem Land
Konkret fordern wir:
a. Eine Strukturreform für den ländlichen Raum:
- Wir wollen die Grundidee der „Regionen mit besonderem Handlungsbedarf“ (RmbH)
weiterentwickeln. Deshalb wollen wir in Zukunft „Landkreise mit besonderemHandlungsbedarf“ (LmbH) ausweisen. An den bisherigen fünf Zuteilungskriterienfür RmbH – Beschäftigungsdichte, Arbeitslosenquote, verfügbares Einkommen,Bevölkerungsprognose und Wanderungssaldo junger Menschen – halten wir fest. Einsechstes Kriterium – Fehlen eines wirtschaftsstarken Verdichtungsraumes – sollder Abgrenzung zu den bisher ausgewiesenen RmbH dienen.An den Status eines LmbH sollen verschieden Rechte und Pflichten geknüpft sein.
-
Es braucht neue rechtliche Möglichkeiten für den Landkreis bzw. das Landratsamt eines LmbH. In LmbHs sollen Ressourcen und Fachpersonal zur Beratung von Gemeinden abgestellt werden können, um beispielsweise bei der Ausarbeitung von Bebauungsplänen, Errichtung gemeindlicher Organisationen und Einrichtungensowie sonstiger rechtlicher Beratung in Selbstverwaltungsfragen zu helfen.
-
Bei als im Landesentwicklungsplan strukturschwach bezeichneten Gemeinden bedarfes einer Pflicht zur Koordinierung und Hilfe. Bei diesen Gemeinden soll diestrenge Subsidiarität des Aufsichtsrechts gelockert werden, damit dasLandratsamt im Falle von rechtswidriger Nichterfüllung von Gemeindeaufgabenschnell und effizient vorgehen kann.
- Eine verbesserte personelle und finanzielle Ausstattung für LmbH, um den Gemeinden auch effektiv helfen zu können. Die Kosten für das zusätzlich zu schaffende Personal sind vom Freistaat Bayern zu tragen. Ebenfalls
soll es Zuschüsse für LmbH geben, damit diese Unkosten im Rahmen ihrer neuenherausgehobenen Stellung ausgleichen können. Die Kosten für die neuePflichtaufgabe gegenüber strukturschwachen Gemeinden sind ebenfalls vomFreistaat Bayern zu tragen. Sofern der Landkreis gemeindliche Aufgabenübernimmt, kann dieser die im jeweiligen Aufgabenfeld bestehenden Förderungenfür Gemeinden selbst in Anspruch nehmen.
- Um strukturschwache Regionen wirtschaftlich attraktiv und konkurrenzfähig zu machen, bedarf es zwangsläufig besonderer steuerlicher Anreize und Spielräume. Hier wollen wir bei der Gewerbesteuer ansetzen:
-
- Zum ersten soll in LmbH künftig der Mindesthebesatz auf die Gewerbesteuer nicht mehr gelten. Falls es jedoch zu einem schädigenden Steuerwettbewerb der kreisangehörigen Gemeinden kommt, soll der Kreistag einen Mindesthebesatz festlegen können, welcher 130 nicht übersteigen darf.
-
- Zum zweiten soll es den Kommunen in LmbH ermöglicht werden einen niedrigeren Hebesatz für Neugründungen in ihrem Gemeindegebiet zu gewähren. An eine etwaige Hebesatzfestlegung durch den Kreistag sind sie in Bezug auf Neugründungen nicht gebunden. Nach dem fünften Geschäftsjahr müssen neugegründete Unternehmen den für die übrigen Unternehmen geltenden Hebesatz in der Gemeinde zahlen. Diese Steuererleichterungen sollen eine Neugründerförderung darstellen, d.h. missbräuchliche „Zweitneugründungen“ zur Steuervermeidung sind unzulässig. Auch ist bei Gründern, die bereits ein Unternehmen haben, genau zu prüfen, ob die anfallenden Steuern hier nicht über die Einnahmen der/des Erstunternehmen(s) getilgt werden können.
b. Zur Gesundheitsversorgung:
- Eine ausreichende medizinische Versorgung in der Fläche, weshalb Krankenhäuser
nicht voreilig geschlossen werden dürfen. Nur wenn aus Personal- oderQualitätsgründen eine Schließung oder Zusammenführung von Krankenhäusernnotwendig ist und eine schnelle Weitertransportmöglichkeit vorhanden ist, darfeine solche erfolgen. Teilschließungen oder Verlagerungen von einzelnenAbteilungen dürfen nur dann erfolgen, wenn eine Notfallversorgung erhaltenbleibt.
-
Einen schnellen und sicheren Transport in eine Spezialklinik, wenn ein
medizinischer Eingriff dort besser erfolgen kann. Dazu ist neben dem ChristophMünchen und Christoph Nürnberg je ein weiterer Intensivtransporthubschrauber(ITH) für Sekundäreinsätze in Nord- und Südbayern einzurichten. In einigenFällen kann es jedoch sinnvoller und schneller sein, die spezialisierten Ärzte zumPatienten zu bringen. Wir wollen deshalb das Projekt des “Flying InterventionTeam” am Klinikum Harlaching stärken und auf andere Regionen in Bayernausweiten.
- Die Luftrettung zu stärken und auszubauen, um die akutmedizinische Versorgung im
ländlichen Raum zu verbessern und letzte Lücken der Notfallmedizin in Bayern zuschließen. Am Klinikum Landshut sowie in Bamberg sollen deshalb neueRettungshubschrauber stationiert werden. Außerdem sollen die bisherigenLuftrettungsstationen auch Nachtflüge ermöglichen, um eine Einsatzfähigkeit rund um die Uhr zu gewährleisten. Die technische Ausrüstung und Weiterbildung derPiloten soll mit einem Förderprogramm unterstützt werden.
-
Regionale Versorgungszentren mit Ärztezentren und telemedizinischen Angeboten aufzubauen. Das Anwerben und die Förderung von Landärzten sehen wir nach wie vor als essentielles Standbein in der Sicherung der regionalen Gesundheitsversorgung. Ebenso sind Konzepte ambulanter Notfallversorgung zu unterstützen und Notfallkonzepte zur Medikamentenversorgung auch außerhalb von Geschäftsöffnungszeiten zu entwickeln. Hier können Versandapotheken sowie Videoapotheken mit Automatenabgabe einen wichtigen Beitrag leisten.
-
Eine Verbesserung von Geburtshilfe und Palliativpflege im ländlichen Raum. Einmedizinisch begleiteter Beginn und ein menschenwürdiges Ende des Lebens dürfennicht nur im urbanen Raum möglich sein. Auch im Bereich der Unterstützung fürMenschen in psychischen Krisen sehen wir akute Bedarfe, zum einen in derRegelversorgung und zum anderen in der Notfallversorgung außerhalb vonSprechstundenzeiten.
-
Den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen zu verbessern. Wir sehen den Freistaat in der Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, um insbesondere in unterversorgten Gebieten die Ansiedlung von Ärzten mit entsprechendem Angebot zu fördern. So kann beispielsweise eine Förderung der Ausbildung von Medizinstudierenden, die sichbereiterklären, sich zum Facharzt weiterzubilden und Abbrüche in einerunterversorgten Region für einen festgelegten Zeitraum anzubieten, ähnlich der“Landarztquote” angedacht werden.
-
Zur Stärkung der medizinischen Versorgung befürworten wir die Modelle derMedizincampus Niederbayern und Oberfranken. Diese wollen wir ausbauen, sodass in Bayreuth und Passau ein vollständiges Medizinstudium absolviert werden kann. EinAnteil der Studienplätze soll mit einem “Landarztprogramm” vergeben werden.Studierende verpflichten sich nach erfolgreichem Absolvieren des Studiums undder Facharztausbildung, für mindestens zehn Jahre in einer Region mitUnterversorgung eine Niederlassung anzunehmen. Auch an den anderenMedizinfakultäten in Bayern soll ein Anteil der Studienplätze auf diesem Wegevergeben werden.
c. Zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe:
- Den Freistaat Bayern auf, darauf hinzuwirken, dass das Alter für den PKW-Führerscheinerwerb herabgesetzt wird. Gerade in der Fläche bleibt der Privat-PKW essentielles Fortbewegungsmittel. Deshalb soll Begleitetes Fahren ab 15 Jahren, eigenständiges Fahren ab 16 Jahren ermöglicht werden.
- Neben einem flächendeckenden 5G- und Glasfaserausbau die wirtschaftliche Entwicklung – insbesondere die Startup-Kultur – durch den Bau von Coworking-Spaces, die Stärkung von Existenzgründungsberatungen und Gründerstipendien für ländliche Gründungen zu unterstützen. Um auch in Zukunft die Möglichkeiten der – insbesondere durch die Covid-19 Pandemie – beschleunigten Digitalisierung der Arbeitswelt zu nutzen und den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten, fordern wir die Einführung einer Start-Up-Plattform in Bayern. In dieser sollen Informationen zu Networking-Events, eine Wissensdatenbank sowohl für allgemeine Informationen zur Gründung als auch zu den bestimmten Branchen und Technologien und eine Jobbörse zu finden sein.
- Junge Menschen aktiv in die Gestaltung ihrer Heimat miteinzubeziehen. Wir befürworten daher die Etablierung von Jugendparlamenten und Jugendbeiräten in den Landkreisen und Kommunen vor Ort. Landkreise, kreisfreie Städte und Kommunen mit mindestens 10.000 Einwohnern sollen gesetzlich dazu verpflichtet werden, ein Beteiligungsgremium für Jugendliche zu etablieren.
- Die regionale Zusammenarbeit zu vertiefen, indem benachbarte strukturschwache Gemeinden örtliche Aufgaben der Grundversorgung (medizinische Versorgung, ÖPNV, Netzausbau, Kinderbetreuungs- und Bildungsangebote) gemeinsam erledigen. Zu diesem Zwecke sollen Gemeinden Zweckverbände bilden. Als ultima ratio sollen Pflichtverbände gegründet werden. Wir möchten auch die regionale Wirtschaftskraft bündeln, indem gemeinsame Gewerbegebiete oder sonstige Baugebiete gemeinsam betrieben werden.
-
Eine den individuellen Arbeitszeiten angepasste Kinderbetreuung – unabhängig vomWohnort. Wo möglich und sinnvoll setzen wir uns daher für die Etablierung von24-Stunden-KiTas ein – angepeilt werden soll dabei zumindest eine Einrichtungpro Landkreis. Wenn bereits private Angebote bestehen, soll der Freistaat diesebeispielsweise zur Bedarfserweiterung finanziell unterstützen und ausbauen,bevor eine komplett neue Infrastruktur geschaffen wird. Im Bereich der regulärenKinderbetreuung erkennen wir an, dass gerade in strukturschwachen Regionen einegewisse Zentralisierung und Zusammenlegung im Rahmen des wirtschaftlichMachbaren unerlässlich ist, wobei eine Mindestversorgung pro räumlichem Radiusin unseren Augen nicht unterschritten werden darf. Neben traditionellenKindertagesstätten setzen wir in Regionen mit dünner Besiedelung ergänzend aufKonzepte im Bereich der privaten Kindertagespflege, die wir entbürokratisierenund stärker fördern möchten.
-
Die Förderung für LGBTIQA+-Beratungszentren, Frauenhäuser undGewaltschutzzentren im ländlichen Raum auszubauen.